Das Val Cama wird Naturwaldreservat

Pro Natura, der Kanton Graubünden sowie die Misoxer Gemeinden Cama, Leggia und Verdabbio besiegelten am 19. Oktober 2007 den Schutzvertrag für das Waldreservat.

Mit einer Fläche von rund 15 Quadratkilometern ist es das grösste Waldreservat der Schweiz ausserhalb des Nationalparks. Es erstreckt sich auf Höhenlagen zwischen 450 m und ca. 2200 m. Zu erreichen ist das Waldreservat nur auf Wanderwegen.

 

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Freier Lauf der Natur
Für die nächsten 50 Jahre darf auf rund 12 Quadratkilometern kein Holz mehr geschlagen werden oder sonstige menschliche Eingriffe erfolgen (Naturwaldreservat).
Inmitten des Naturwaldreservates liegt die Alp de Lagh. Um die Alpwirtschaft zu ermöglichen, wurde in diesem Bereich ein Sonderwaldreservat von ca. 3 Quadratkilometern ausgewiesen. Hier soll die halbhoffene Kulturlandschaft durch Beweidung gepflegt und bewahrt werden.

Die Jagd und das Sammeln von Beeren und Pilzen bleiben überall nach den gesetzlichen Regelungen erlaubt. Übersichtskarte des Waldreservates.

26 verschiedene Waldtypen
Bis nach dem 2. Weltkrieg wurden die nun geschützten Wälder intensiv genutzt, denn die Industrie benötigte Holz und Holzkohle für die Energieversorgung. Ab den 50er Jahren ging die Nutzung stark zurück, worauf sich naturnahe Waldgesellschaften bildeten. In der Schutzzone lassen sich heute nicht weniger als 26 verschiedene Waldtypen unterscheiden.

Im Val Cama findet sich ein breites Band von buchenfreien Nadelwäldern in der hochmontanen und subalpinen Stufe. Das Val Leggia ist hingegen durch eine untermontane Stufe mit relativ ausgedehnten Buchenwälder ausgezeichnet.
Lärchenwälder finden sich an der Waldgrenze in alpwirtschaftlich genutzten Gebieten. Darunter Lärchen-Tannenwälder und Tannen-Fichtenwälder. In tieferen Lagen trifft man Kastanienanbau (eindrucksvolle Kastanienselven in Provesc), Eichenwälder, Lindenwälder und einzelne Hopfenbuchen, eine mediterrane Art.

Im Waldreservatsgebiet an steilen Hängen, Blockhalden und in Felsgebieten finden sich zahlreiche, seit Jahrzehnten nicht mehr genutzte Partien mit viel Totholz.
Dicke, mehrhundertjährige Tannen, Buchen, Föhren und Kastanien sowie stehendes Totholz erhöhen den Strukturreichtum der Wälder, die ungeräumten Windwurfflächen sind eine zusätzliche Bereicherung. Im Val Cama sind die Buchen zum Teil untervertreten wegen der ehemaligen Holzkohleproduktion.

Finanzierung
Für die Schaffung der Schutzzone stellte die Hauser-Stifung der Pro Natura 370 000 Franken zur Verfügung. Dieses Geld erhalten die Gemeinden für ihren Verzicht auf die Holznutzung für die nächsten 50 Jahre. Weitere 99 000 Franken stellte der Kanton Graubünden zur Verfügung.

Das Geld wird von den Gemeinden für Projekte im Bereich der Landschaftsentwicklung, bzw. für Projekte zugunsten des Natur- und Landschaftsschutzes verwendet.